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Lietuvos reformacijos istorijos ir kultūros draugija
LERD "RADVILA"
Pfarrer Tomas Šernas Der Staat lernt das kirchliche Recht zu respektieren
Donnerstag, den 20. Oktober 2011 um 12:40 Uhr
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Lietuvos evangelikų reformatų generalinis superintendentas kun.Tomas Šernas.         Nuotraukos autorius Šarūnas Mažeika / BFL © Baltijos fotografijos linijaEs ist schon eine Weile her, dass Spannungen zwischen einigen Mitgliedern der ev.-ref. Kirche Litauens zu spüren sind. In diesem Jahr haben sie ihren Höhepunkt erreicht: Zwei reformierte Gemeinden führen Gerichtsprozesse gegeneinander wegen des verkauften Immobilieneigentums der Kirche. Nach der Stellungsnahme des Staates verläuft alles rechtmäßig.

Viele von uns kennen Tomas Šernas als Pfarrer der Vilniusser ev.-ref. Gemeinde. Die Synode der Evangelisch-Reformierten Litauens hat ihn im Jahr 2010 als Generalsuperintendenten gewählt.
Tomas Šernas war so freundlich, diese Situation ausführlicher zu kommentieren.

Können Sie den Lesern von „Bernardinai" ganz kurz die heutige Situation in der ev.-ref. Kirche beschreiben?

Die ev.-ref. Kirche Litauens, genauso wie andere Christen, erleben viele Schwierigkeiten der postsowjetischen Zeit. Die Folgen dieser Zeit sind noch heute spürbar. Wissenschaftler behaupten, dass historische Katastrophen, wie Krieg, Migration, die Kämpfe in der Nachkriegszeit, Verbote, Verfolgungen durch Atheisten, konfessionelle Auseinandersetzungen und starke konfessionelle Konkurrenz den religiösen Minderheiten schaden.

Nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens sind die Restitutionsprozesse angefangen, die besonders für die religiösen Minderheiten eine schwere Probe darstellten, die das Modell einer Führungsperson zurückgewiesen haben. Man muss einsehen, dass mehrere Generationen in Litauen groß geworden sind, die keine demokratischen Erfahrungen und Fähigkeiten haben. Das Rechtssystem ist in der Aufbauphase, es gibt keine klaren Satzungen, die das Leben zwischen dem Staat und der Kirche bestimmen. Vertreter des Staates sind fähig, Verhandlungen mit internationalen Subjekten zu führen, aber im Inneren des Staates wird diese Kultur des Umgangs miteinander erst aufgebaut.
Unsere Bürger lernen die staatlichen Gesetze zu respektieren, aber der Staat muss auch lernen, die rechtlichen Regelungen der Gemeinden zu respektieren, in denen die Bürger vertreten sind.
Alle diese Prozesse verlaufen vor einem historischen Hintergrund der gravierenden Veränderungen der Gesellschaft. (Privatisierung, Gruppenkämpfe um Einfluss- und Ressourcenzonen und Ähnliches). Es ist nicht verwunderlich, dass alle diese Erscheinungen auch die religiösen Gemeinden beeinflussen. Wenn man über die Kirche redet, dann denkt man an Gottes Gnade, an Gottes Geheimnis und hohe Ideale. Man vergisst aber sehr oft, dass zur Kirche Menschen gehören, die unvermeidlich Fehler machen und selber Entscheidungen treffen. Die Reformierten Litauens wachsen und reifen zusammen mit der ganzen litauischen Gesellschaft. Dieser Prozess ist nicht einfach.

Wie ist diese Spaltung in der Kirche entstanden? Was war ihrer Meinung nach der Grund dieser Streitigkeiten: praktische Entscheidungen oder die unterschiedliche Einstellungen zur Identität der Reformierten?

Wir meinen, dass es keine Spaltung in der ev.-ref. Kirche gibt. Das ist eine nicht teilbare Gemeinde der Gläubigen, die nach ihren Satzungen funktioniert. Diese Satzungen werden auch staatlich anerkannt. Normalerweise wird die Spaltung der Kirche durch Unterschiede des Glaubensbekenntnis oder durch die Erklärung einer neuen Konfession bedingt. Heute gibt es 3 juristische Personen, die den Namen der ev.-ref. Kirche tragen. Das ist nichts Besonderes, denn die Kirche darf so viele juristische Personen haben, wie viele sie braucht. Für alle diese Personen gilt dasselbe kirchliche Recht.
Die Einheitlichkeit der Kirche wird durch theologische Wahrheiten und Normen des kirchlichen Rechtes bestimmt. Man kann das als kirchliche Tradition bezeichnen. Das kirchliche Recht bestimmt, wer zu der gewählten kirchlichen Leitung gehört.

Die Institutionen, die Verantwortung für die Verhältnisse zwischen der Kirche und dem Staat tragen, missachten das kirchliche Recht, obwohl das kirchliche Recht die wahre Situation in der Kirche beschreibt. Der Staat betrachtet die ev.-ref. Kirche als „GmbH" und ihre jeweiligen juristischen Personen als „separate Kirchen", die ihre eigenen rechtlichen Systeme haben. Wegen dieser Sicht der staatlichen Institutionen entsteht eine Situation, wo die kirchliche juristische Person von Menschen vertreten wird, die keine Vollmacht von der ev.-ref. Synode, der höchsten Institution der Selbstverwaltung, haben.

Der Ursprung dieses Problems liegt 20 Jahre zurück. Nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens wurde die Kirche von Personen geleitet, die keine theologische Ausbildung hatten. Einige von denen waren bescheiden, die anderen - ehrgeizig, die Dritten strebten nach dem eigenen Nutzen. Wie ist das alles angefangen?

Die ev.-ref. Kirche Litauens wird von der Synode geleitet. Jedes Jahr versammelt sich die Synode zu einer Tagung. Die Synode trifft Entscheidungen bei den wichtigsten Fragen, verabschiedet Normen und bindende kirchliche Regeln.
Zwischen den Tagungen der Synode arbeitet das Kollegium, das der Synode untergeordnet ist. Das Kollegium wird für eine bestimmte Periode gewählt. Um es einfach zu machen, kann man die Synode mit einem Parlament, das Gesetze verabschiedet, vergleichen und das Kollegium - mit einer Regierung.
Es ist schwer rechtliche Folgen vorauszusehen, weil unser Staat noch so jung ist. Vielleicht deswegen wurde die ev.-ref. Kirche in diesem Staat nicht von dem Parlament, also der Synode, sondern von dem Kollegium, also der Regierung vertreten, die als juristische Person eingetragen war. Niemand hat sich Gedanken gemacht, was passieren kann, wenn das „Parlament" von der „Regierung" ignoriert wird.
Die Ursachen dieses Konfliktes sind banal. Zwei oder drei Kollegiumsmitglieder hatten gesehen, dass sie sehr wenig Chancen hatten, bei der Synode im Jahr 2001 neu gewählt zu werden. Dann haben sie mit allen Mitteln versucht, an der Macht zu bleiben. Es lohnt sich nicht alles zu erwähnen, denn es wäre zu schwer für den Leser, sich in alle diese Kleinigkeiten des kirchlichen Rechtes zu vertiefen. Es wurde einmal versucht, die Synode wegen einer angeblichen Auslandsreise zu verschieben, die gar nicht stattgefunden hat und vermutlich gar nicht geplant war. Zur Synode sind diese Leute aber auch nicht gekommen.
Personen, die gar keine gesetzliche Vollmacht hatten, fingen an, die ev.-ref. religiöse Gemeinde Litauens zu vertreten, die vom Staat als traditionelle anerkannt wurde.

Der Staat hat auf dieses Problem nicht reagiert - „Das ist ihre Sache, sie sollen ihre Probleme beim Gericht lösen." Niemand hat sich dafür interessiert. Der Staat und die Kirche sind voneinander getrennt. Leute, die über das kirchliche Siegel verfügten, wurden für die legitime Leitung der religiösen Gemeinde gehalten. Es ist erstaunlich, dass es für den Staat nicht wichtig ist, wer und in welcher Art und Weise legitimiert ist. Die traditionellen Gemeinden haben einen besonderen Status im litauischen Staat. Sie haben finanzielle Vorteile, die Kirchenoberen haben diplomatische Pässe usw.

Die Situation der Synode, der organisierten rechtmäßigen Mehrheit, ist bedrohlich geworden. Wir haben uns gar nicht vorstellen können, dass man an staatlichen Gerichten wegen kirchlicher Angelegenheiten Prozesse führen kann und dass wir sie führen müssen. Das ist eine demütigende Sünde. Nach dem wir diese ethische Barriere überwunden haben, konnten im Jahr 2001 keine rechtlichen Schritte unternehmen, denn die Synode wurde nicht registriert und das gewählte Kollegium konnte nicht arbeiten, denn es hatte kein Bankkonto, es konnte keinen Schriftwechsel führen usw. Unsere Versuche gemeinsame Lösung zu finden sind gescheitert. Da die „Regierung" schon eine juristische Person war, hatten wir keine andere Wahl als das „Parlament" der ev.-ref. Kirche Litauens zu registrieren.

Das sind die Gründe dieser „Spaltung". Wir haben mehrere Male versucht Verhandlungen zu initiieren, um einen Kompromiss zu finden, aber es war alles umsonst. Wir sind auf eine Logik und eine Haltung gestoßen, die ganz anders war, als unsere - man will nicht verhandeln, denn die neuen Vereinbarungen verengen ihre Rechte, um genauer zu sein, nicht ihre Rechte, sondern die Rechte eines Einzelnen.

Da erschienen Berichte, dass es Streitigkeiten wegen des Eigentums der ev.-ref. Gemeinde gibt: z. B. bewachen bis jetzt Menschen die Kirche von Birzai, es wird vom Verkauf des Synodalgebäudes und anderer Gebäude in Vilnius erzählt.

Man möchte nur Fakten erwähnen. Die Situation entwickelt sich weiter - Leute, die keine Vollmacht haben, verkaufen das historische Erbe aller Evangelisch-Reformierten Litauens zum halben Preis und richten damit großen Schaden für die ganze ev.-ref. Gemeinde an. 14 Verkaufverträge wurden bereits abgeschlossen. Das empfinden wir als ungerecht.

Es ist wichtig zu betonen, dass noch vor dem Abschließen dieser Verträge versucht wurde, die größte Kirche der Gemeinde in Birzai zu schließen. Angeblich für die Renovierung. Mithilfe einer Schutzfirma. Auch einem Außenstehenden ist klar, dass keine funktionierende Kirche mithilfe einer Schutzfirma für die Renovierung geschlossen werden kann. Das größte Unrecht. Das ist absurd. Die Gemeindemitglieder haben angefangen, ununterbrochen Gebetswache in der Kirche zu halten.

Ich habe mich wieder so gefühlt, als ob ich in die Zeit des Kampfes um die Unabhängigkeit zurückgekehrt wäre, als ich als Freiwilliger von Sajudis die wichtigsten Objekte Litauens mitbewacht habe. In Birzai sieht es genauso aus: Jede Nacht beten hier Menschen. Man sieht traurige, aber entschlossene Gesichter, es gibt Listen von Leuten, die die Kirche bewachen, Anweisungen, Thermoskannen mit heißem Tee, Telefonlisten für die Stunde X. Der Pfarrer in seinem Talar wacht unbequem auf einer harten Kirchenbank im Pfarrhaus. Wenn man die Kirche nachts mit Gewalt zu besetzen versuchen würde, dann wäre es möglich, sofort einen ununterbrochenen Gottesdienst anzufangen. Nach dem Gesetz unseres Staates darf man den Gottesdienst nicht unterbrechen.

Während Leute beteten, die Kirche bewachten und sich an das Gericht wandten, wurden Verkaufsverträge für das kirchliche Eigentum abgeschlossen. Das zeigen die Daten dieser Verträge. Ich habe auch Informationen, dass auch andere Maßnahmen gegen leitende Kirchenmitglieder unternommen wurden. Ihre Telefongespräche wurden abgehört. Es ist wichtig zu erklären, dass die Telefongespräche derer abgehört wurden, die die Kirche bewachten und nicht derer, die das kirchliche Eigentum verkauften.

Welche Schritte haben sie jetzt, als rechtmäßig gewählter Leiter der ev.-ref. Kirche - Unitas Lithuaniae - unternommen?

Ich tue das, was jeder Leiter tun soll. Es laufen Gerichtsprozesse. Wir versuchen die Kirche, das kirchliche Eigentum und die Rechte der Kirche zu beschützen. Wir geben uns Mühe diese rechtswidrige Tätigkeit zu stoppen und alle Verkaufsverträge von kirchlichem Eigentum als nichtig zu erklären.

Meinen Sie, dass ein Dialog überhaupt nicht möglich ist?

Doch, ein Dialog ist möglich. Ein Dialog ist erst dann nicht möglich, wenn eine Seite nicht will, dass er stattfindet. Wir waren und sind immer offen für eine Zusammenarbeit.

Wie beeinflusst ihrer Meinung nach diese Situation die ev.-ref. Gemeinde Litauens und die litauische Gesellschaft?

Die entstandene Situation ist unangenehm nicht nur für uns, sondern auch für die internationalen kirchlichen Organisationen, die uns unterstützen. Anderseits, die westlichen Kollegen sehen in unserer traurigen Lage eine typische postsowjetische, postkommunistische historische Situation, Mangel an der politischen Reife der Gesellschaft, ebenso Mangel an staatlicher Verantwortung, Einfluss der Geheimdienste usw.

Es ist sehr kompliziert über die litauische Gesellschaft zu reden, denn sie ist sehr unterschiedlich. Die Evangelisch-Reformierten Litauens sind auch ein Teil dieser Gesellschaft, die heute sehr leidet. Wir wissen nicht, was Atheisten oder Heiden darüber denken. Es ist wichtiger für uns die Meinung von Christen zu hören und ihre Reaktion zu beobachten. Wir haben Trost und Unterstützung von verschiedenen christlichen Konfessionen bekommen und danken ihnen herzlich dafür.

Ich habe erlebt, dass man das Christentum ganz unterschiedlich versteht. Manche Christen identifizieren sich mit der großartigen historischen Vergangenheit, mit ihren berühmten Theologen, Bildungsträgern oder Bekämpfern des Alkoholismus, mit kirchlichen Festen, mit Pilgerorten. Ein solches Bild der Kirche ist schön, aber nicht vollständig, manchmal auch verdreht. Unser Staat bezeichnet das Christentum als ein kulturgeschichtliches Staatserbe. Aber es gibt auch einen anderen Aspekt. Meiner Meinung nach es gibt immer mehr Reformierte, die immer tiefer verstehen, dass das Christentum nicht nur da ist, wo der Ruhm und der Glanz herrschen. Das Leben und die Kraft der Kirche sind dort, wo man wegen Christus kämpfen und persönlich leiden muss.

Die Religions- und Gesellschaftsführer wissen ganz genau, dass eine Kirche, eine Gesellschaft und ein Staat, auch ganze Finanzsysteme, sich immer auf „das Ehrenwort" stützen und sich darauf verlassen. Es gibt keine andere Garantie. Alle Gesetze, Satzungen und andere „Schutzmaßnamen" entsprechen dem Wunsch, sich zu schützen. Sobald nur eine Möglichkeit entsteht das „Ehrenwort" zu brechen, gibt es sofort Leute, die das auch tun. Später brauchen dann die anderen viel Zeit, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Deswegen bleiben Worte aus dem Evangelium nach Markus immer aktuell für das ganze Christentum: „Seht euch also vor und seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist." (Markus 13, 33)

Wie sind Ihre Erwartungen?

Ich wünsch mir Frieden und Gottes Segen für alle Ev.-Reformierten und für das ganze Christentum Litauens.

Saulena Žiugždaite hat mit Tomas Šernas korrespondiert.

Bernardinai.lt